- Es kann ein Jahr oder länger dauern, bis ihr euren Homeschool-Rhythmus gefunden habt. Manchmal höre ich jemand sagen: „Wir versuchen es mal ein paar Wochen/Monate und entscheiden dann, ob wir weitermachen oder nicht.“ Kannst du dich noch an andere grosse, lebensverändernde Entscheidungen in deinem Leben erinnern? Solche Veränderungen brauchen Zeit. Nimm dir diese Zeit. Probiere es nicht nur ein paar Wochen oder Monate aus, sondern nimm dir mindestens ein Schuljahr Zeit dafür. Beobachte und korrigiere in diesem Jahr. Wenn etwas nicht funktioniert, verallgemeinere es dann nicht gleich und sag, dass Homeschooling allgemein nicht funktioniert. Versuch es einfach auf eine andere Art. Mit der Zeit werdet ihr den Rhythmus finden, der für euch als Familie passt.
- Es bringt nichts, die Volksschule im Wohnzimmer zu duplizieren. Es ist doch recht ironisch, dass wir unsere Kinder aus der Volksschule nehmen, weil sie nicht gut zu ihnen passt, und dann kreieren wir das gleiche System in unserem Wohnzimmer und fragen uns, warum es nicht funktioniert?! Wenn es einen Aspekt gibt, den du oder deine Kinder besonders aus der Schule lieben oder daran glauben, dann verwende ihn weiter. Doch erinnere dich daran, dass du die Erlaubnis hast, auch etwas Neues zu kreieren und zu erfinden!
- Keine Familie ist gleich und es gibt viele verschiedene Wege, wie man homeschoolen kann. Diese Wahrheit sollte uns trösten, doch manchmal fühlen wir uns durch sie bedroht. Jedes Kind und jede Familie ist ein Unikat. Warum nehmen wir dann überhaupt an, dass eine einzige Bildungsmethode allen passt? Wenn du mit anderen Homeschool-Familien redest, kannst du definitiv Tipps von ihnen annehmen und etwas ausprobieren, was für sie gut funktioniert. Sei aber nicht enttäuscht, wenn es bei dir gar nicht funktioniert. Ihr seid anders als die anderen Familien. Ihr müsst weder die Volksschule noch andere Familien duplizieren. Seid euch selbst. Tut was euch am Besten passt!
- Wenn nichts mehr geht, lese vor. Solche Tage werden kommen, liebe neue Homeschooler! Solche Tage, an denen gar nichts mehr geht und alles schief läuft. Wenn das geschieht, mach Popcorn oder heisse Schokolade und setz dich bequem unter einer Decke auf dem Sofa mit deinen Kindern und einem Buch.
- „Schulstunden“ müssen nicht wie Schulstunden aussehen. Manche Familien wachen mit dem Sonnenaufgang auf, machen ihre Schularbeit und arbeiten den Rest vom Tag im Garten oder auf dem Bauernhof. Andere Familien schlafen bis 10 oder 11 Uhr und fangen dann langsam nach einem Brunch an. Wieder andere machen’s ganz traditionell, zum Beispiel von 8.30 bis 12 Uhr und finden, dass das für sie am Besten funktioniert. Noch einmal: jede Familie ist einzigartig!
- Weisst du was Kinder für das richtige Leben vorbereitet? Das richtige Leben. Hebe deine Hand, wenn du als erwachsene Person fünf Tage pro Woche in einem einzelnen Gebäude mit 20-30 anderen, gleichaltrigen erwachsenen Personen verbringst. Gibt es jemand? In einer gesunden Familie ist das richtige Leben einfach eine wunderbare Art, die Kinder für das richtige Leben vorzubereiten. Und dabei müssen wir uns keine Sorgen mehr machen über all diese Sozialisationsfragen.
- Es ist in Ordnung, Pausen zu machen, wenn du oder sie es brauchen. Denk daran: Menschen sind keine Roboter. Wir müssen nicht jede einzelne Minute perfekt ausnützen, um die Bildung unserer Kinder voranzutreiben. In einer Gesellschaft, die voller Stress immer „macht“, könnt ihr ein Vorbild eines ruhigen „Seins“ sein – Geduld und Charakter sind genau so wichtig wie Mathematik und Deutsch.
- Finde ihre Leidenschaft und du hast den Schlüssel gefunden, der ihre Liebe zum Lernen öffnen wird. Jedes Kind hat eine Leidenschaft oder zwei. Vielleicht musst du etwas graben, oder vielleicht ist es nicht das, was du denkst sollte es sein – aber es gibt sie. Dank dem Internet haben wir nun die Ressourcen, um jede Leidenschaft in ein themenorientiertes Lernen zu verwandeln. Ich habe ein Kind, das alles was mit Technik zu tun hat liebt und eines, das alles was mit Gestalten zu tun hat liebt. Jedes Kind hat einen etwas anderen Lehrplan; und jedes Kind liebt es zu lernen. Und eine Person, die es liebt zu lernen, wird, mit der Zeit, anfangen sich selber Sachen beizubringen. Das ist genau mein Ziel!
- Du kannst es nicht alleine und musst es auch nicht. Du brauchst FreundInnen und MentorInnen, die sich auf dem gleichen Weg befinden – mit denen du dich austauschen, von ihnen lernen und auf ihren Schultern weinen kannst, wenn es schwierig wird. Wenn du solche Personen nicht im richtigen Leben hast, finde sie wenigstens online, in Blogs so wie diesen oder in Facebook Gruppen oder was auch immer. Suche dir Hilfe, wenn du es brauchst, frage jemand anderen, bestimmte Fächer zu unterrichten, wenn du das so lieber hast und versuche nicht, alles zu tun. Das musst du nicht! Liebe(r), neue(r) HomeschoolerIn, du machst dir über vieles Sorgen, doch eigentlich braucht es nur eines: DICH. Dich, die tagein, tagaus von ihrem imperfekten Selbst ihren Kindern gibt. Dich, die ihre Werte und Prioritäten setzt und jeden Tag mit Babyschritten in ihre Richtung geht. Dich, die Hilfe und Rat sucht, weil du weisst, dass du es keinesfalls alleine schaffst.
Eines Tages, schon bald, wirst du zurückschauen und erstaunt sein, wie weit ihr alle gekommen seid.