Ein typischer Homeschool-Tag

Ein typischer Homeschool Tag mit einer 11-Jährigen und einem 9-Jährigen:

7.30/8.00h – Die Kinder kommen langsam aus ihren Zimmern

Schnüseli hat da mehr Mühe und manchmal wecke ich sie um 8h oder auch um 8.30h. Sie braucht viel Schlaf, ist oft müde und unsere Kinderärztin hat empfohlen, wenn wir schon das Privileg haben, sie bis zu einem gewissen Zeitpunkt schlafen zu lassen.

8.00h – Frühstück und Vorlesen

Da ich schon früher aufgestanden bin und gegessen habe, lese ich den Kindern fast täglich zum Frühstück vor. Vorlesen ist ein sehr wichtiger Teil unserer Schulkultur. Zum Frühstück lese ich meistens irgend eine inspirierende Biografie vor. Danach machen sich die Kinder für den Tag bereit, und räume ich die Küche auf.

8.30h – Math und Deutsch

Viermal pro Woche fangen wir den Tag mit je einer halben Stunde Math und Deutsch an. Irgendwann habe ich mir mal überlegt, was eigentlich das Wichtigste in der schulischen Ausbildung der Kinder ist und kam zum Schluss, dass es Schreiben, Lesen und ein gewisses an Mathematik (v.a. Kopfrechnen) ist. Deshalb konzentrieren wir uns praktisch täglich auf diese drei Fähigkeiten.

9.30h – Fremdsprachen

Das schaffen wir nicht immer, aber wir versuchen, viermal pro Woche auch noch eine halbe Stunde Englisch oder Französisch zu machen. Manchmal klappt das nicht, weil die Kids gerade mit anderes beschäftigt sind oder wir später angefangen haben und dann machen wir’s am Nachmittag, oder auch nicht… 😉

10.00h – Pause

Während ich kurz mit unserem Hund rausgehe, essen die Kids einen Snack und schauen logo!, die Kindernachrichten von Kika an. Das lieben sie und verursacht immer wieder interessante Gespräche bei uns Zuhause. Danach setze ich mich gemütlich zu ihnen aufs Sofa und lese vor. Die Kids lieben diese Zeit und möchten fast nicht, dass ich aufhöre. In dieser Zeit lesen wir Klassiker, lebendige Geschichtsbücher oder andere hoch bewertete Kinder- und Jugendbücher. Ich werde unsere Buchempfehlungen und unsere Lesekultur mal noch separat beschreiben.

10.30h – Natur Mensch Gesellschaft usw.

Nach der grossen Pause sieht unser Tag immer etwas anders aus. Manchmal arbeiten wir an einem gerade aktuellen Thema, zum Beispiel mit Lapbooks oder Schnüseli übt das Tastaturschreiben während Schnüggu programmiert. Oder sie benützt die Zeit fürs Bildnerische Gestalten oder Basteln während ich mit Schnüggu Lego Education (Technik) mache. Einmal in der Woche haben wir ein Geschichtsthema (wir bewegen uns chronologisch durch die Weltgeschichte). Manchmal schauen wir auch einen spannenden Doku im Fernsehen zu einem gerade aktuellen Thema oder gehen sie nach draussen, wenn es zum Beispiel gerade geschneit hat.

12.00h – Mittagspause

Oft sind die Kinder selbständig noch irgend etwas am Arbeiten während ich in die Küche gehe, um zu kochen. Manchmal hilft mir auch ein Kind beim Kochen. Wir essen ziemlich pünktlich, da unser Pflegejunge aus der Schule kommt und auch wieder in die Schule zurück geht am Nachmittag. Nach dem Mittagessen nehmen wir uns alle mindestens eine halbe Stunde Zeit zum selbständigen Lesen. Danach dürfen die Kinder eine halbe Stunde lang auf ihren Tablets gamen.

14.00h – freie Zeit, Musik, Freunde und vieles mehr

Kein Nachmittag sieht gleich aus. Meistens üben die Kinder zuerst eine halbe Stunde lang ihre Instrumente (Schnüseli Klavier und Schnüggu Geige), danach machen sie mit Freunden ab oder spielen draussen Fussball oder Unihockey oder basteln (Schnüseli könnte dies den ganzen Nachmittag lang tun und tut sie auch!). Mittwoch nachmittags hat Schnüseli Klavierunterricht und Schnüggu hat Donnerstag nachmittags Geigenunterricht. Freitag nachmittags hat Schnüseli auch noch Nähunterricht, weil Mama da absolut nicht talentiert ist und sie das so gerne macht! 😉

18.00h – Sport

Am späteren Nachmittag oder abends haben die Kinder dann ihre Sportprogramme (Geräteturnen, Fussball, Unihockey, Jugi (Polysport) und Tischtennis). Ja, sie machen viel Sport und manche staunen über die Menge, aber sie würden es nicht anders wollen. Schnüggu kann sich kaum für eine Sportart entscheiden, er liebt einfach alles, was mit Bälle (von klein bis gross) zu tun hat. Und Schnüseli liebt das Geräteturnen und geht in die örtliche Jugi, um sich mit ihren Freundinnen zu treffen. Es ist also nicht nur Sport, sondern auch der soziale Kontakt.

20.30h – Feierabend

Um ca. halb neun sind die Kinder bereit fürs Bett und je nachdem lese ich ihnen noch einmal aus ihren persönlichen Vorlesebücher vor oder wenn es später ist, lesen sie selber noch in ihren Büchern, ehe sie einschlafen.

Und am fünften Wochentag?

Wie ihr vielleicht gemerkt habt, machen wir das oben beschriebene Morgenprogramm „nur“ an vier Wochentagen. Das heisst, am fünften Wochentag machen wir keine Mathe, kein Deutsch und keine Sprachen. Dafür nehmen wir uns Zeit für Bildnerisches oder Technisches Gestalten, für NMG Themen oder der fünfte Wochentag ist oft auch unser Ausflugstag.

Ich bin dankbar für unsere „geregelten“ Tage, doch ich glaube, dass der wertvollste Teil der Entwicklung unserer Kinder in den Stunden ausserhalb dieser geregelten Schulstunden stattfindet. Ich liebe es zu sehen, wie sie in Mitgefühl, Initiative, Freundlichkeit und Mut wachsen. Auch bin ich sehr dankbar für unsere Flexibilität. Denn wir können unsere „geregelten“ Tage jederzeit abändern und den Bedürfnissen der Kinder oder unserer Familie anpassen.

Ich bin so dankbar, dass wir das Leben an jedem einzelnen Tag mit unseren Kindern leben können. Ich bin dankbar für die Freiheit, die wir haben, um jedes Jahr wieder mit neuen Dingen zu experimentieren und herauszufinden, was für uns als Familie am Besten passt.