Deschooling ist die Umstellungsperiode, die ein Kind durchmacht, wenn es die Schule verlässt und mit Homeschooling anfängt. Um vollumfänglich vom Homeschooling zu profitieren, sollte ein Kind die Schulkultur als Normalität hinter sich lassen. Dies heisst „Deschooling“ und es ist ein wichtiger Teil des Homeschool-Anfangs, wenn das Kind vorher in der Schule war.
Nicht nur Kinder, sondern auch Eltern brauchen eine Zeit der Umstellung, eine Deschool-Periode. Genau so wie dein Kind Vorurteile hat, wie der Schulunterricht auszusehen hat, hast du sie auch. Deschooling wird auch dir als Elternteil helfen, aus der schulischen Denkweise herauszutreten und dich neu aufs Homeschooling einzustellen. Es geht grundsätzlich darum, dass ihr lernt, das Lernen von der Schule zu trennen. Wenn wir „deschoolen“ öffnen wir uns der Idee, dass Lernen so viel grösser und weiter ist als die schulische Version davon.
Dein Kind hat vielleicht die Idee, dass Arbeitsblätter und Tests sein Lernen demonstrieren oder dass eine erwachsene Person ihm alles beibringen muss. Vor allem Kinder, die es in der Schule schwierig hatten, brauchen Zeit, um sich an die neue Situation zu gewöhnen. Geniess diese Zeit mit ihnen. Zeig ihnen, dass du es wirklich ernst meinst, wenn du sagst, dass euer Lernen nicht so aussehen wird wie in der Schule. Dein Kind braucht vielleicht etwas Zeit, dir zu vertrauen, dass du es wirklich ernst meinst. Wie schnell ihr durch den Deschooling-Prozess hindurch geht ist ganz individuell für jede Familie, jedes Kind und jeden Elternteil.
Was sollen wir tun während dem Deschooling?
1. Konzentriere dich aufs Lernen statt aufs Lehren. Was interessiert dein Kind? Was macht ihm Spass? Wie könntest du ihm helfen, etwas gründlicher zu untersuchen? Schreibe auf, was die natürlichen Begabungen und Interessen deines Kindes sind. Nimm dir Zeit und beobachte deine Kinder. Deine Kinder werden dir Hinweise geben, was sie interessiert. Finde heraus, was sie gerne tun, was ihre Augen zum Strahlen bringt! Verbringe mehr Zeit mit ihnen und du wirst sehen, dass sich eure Beziehung verbessert und vertieft. DAS ist der grösste Vorteil von Deschooling.
2. Mach dir keine Sorgen, dass dein Kind mit Gleichaltrigen nicht mehr mithält. Vergleiche können uns wirklich stressen! Aber was die Kinder wann in der Schule lernen muss nicht deine Hauptsorge sein. Das ist in der Schule und dein Kind ist nun Zuhause. Wenn sich deine Kind für etwas interessieren, werden sie es lernen und behalten. Wenn nicht, dann ist es eh eine Zeitvergeudung. Ja, die Anforderung, dass du den Lehrplan einhalten musst, ruht vielleicht auf deinen Schultern, aber gönn deinem Kind die Zeit, die es braucht und du wirst sehen, er/sie wird diese Deschooling-Zeit wieder aufholen.
3. Ein Monat für jedes Schuljahr ist ein guter Anfang. Rase nicht durch diese Deschooling-Zeit. Konzentriere dich darauf, deine schulischen Gedanken loszulassen. Manche Menschen sagen, dass du erwarten solltest, einen Monat für jedes Jahr, das dein Kind in die Schule ging, zu „deschoolen“. Das ist ein guter Anfang. Doch es kann auch sein, dass du dir wieder eine Deschooling-Zeit gönnen musst, wenn die Kinder im Oberstufenalter sind und du dir über ihre Zukunft Sorgen machst oder Angst hast, dass sie Wichtiges verpassen.
4. Plane (mit deinen Kindern) tolle Exkursionen. Nimm dir Zeit für Exkursionen und Aktivitäten, die du schon immer mal mit den Kindern machen wolltest, aber für die du bisher keine Zeit hattest. Wenn die Schule wieder angefangen hat, ist es eh besser im Museum oder in einem Freizeitpark, da es nicht mehr so viele Leute dort hat. Ein paar Ideen: Museen, Spielplätze, Schwimmbäder, Naturpärke, Wälder, Seen, Picknicks, Zeltplätze, Wanderungen, Fahrradtouren, usw.
5. Mache (mit deinen Kindern) eine Liste von allen tollen Sachen, die ihr zusammen oder auch alleine tun möchtet, wenn ihr Zuhause seid. Filme, Brettpiele, Kartenspiele, Computerspiele, Fernsehsendungen, Malen, Zeichnen, Basteln, Lego, Werken, Bauprojekte, Blogging, Tagebücher, Skyping mit Freunden, Spaziergänge, Kochen, YouTube Videos schauen oder selber machen, Fotografie, Joggen… Die Liste ist schier unendlich! Du hast die Möglichkeit, deinem Kind zu helfen herauszufinden, wie es seine Zeit gestalten möchte, ohne dass jemand anders ihm sagt, was es mit seiner Zeit zu tun hat!
6. Lese, lese, lese. Lese vor. Du kannst auf dem Sofa oder im Bett vorlesen, oder auch während dein Kind mit Lego spielt oder im Sandkasten. Die Deschooling-Periode ist auch eine gute Zeit, um Lesen vorzuzeigen. Lass dein Kind dich lesen sehen. Und geh mit ihm/ihr zur Bibliothek. Verbring viel Zeit dort, um herauszufinden, welche Bücher deinem Kind gefallen.
7. Schaut zusammen Dokumentarfilme an. Jetzt haben deine Kinder Zeit, um Dokus über Erdbeben, die Pest oder das Universum anzusehen und davon zu lernen. Wenn ein bestimmtes Thema dein Kind dann packt, könnt ihr in der Bibliothek Bücher darüber ausleihen oder im Internet mehr darüber recherchieren.
8. Helft irgendwo freiwillig mit. Finde einen Bereich oder ein Projekt, wo du und deine Kinder zusammen freiwillig helfen können, zum Beispiel im Tierheim oder in einer Suppenküche. Durch diese Einsätze kann dein Kind Mitgefühl entwickeln und mit neuen Menschen und Themen in Kontakt kommen.
9. Verbringt Zeit mit Verwandten und anderen wichtigen Personen. Nehmt euch Zeit für mehr Besuche bei den Grosseltern oder anderen Verwandten und guten Freunden, die deinen Kindern wichtig sind. Zeit mit den Menschen zu verbringen, die dich gerne haben, hilft in Zeiten der Umstellung. Wenn aber deine Verwandten nicht mit dem Homeschooling einverstanden sind, ist es natürlich eine andere Situation, und merkst du vielleicht leider, dass du weniger Zeit mit ihnen verbringen solltest, damit sie nicht gegen dein neues Vorhaben wirken. In diesem Fall wäre es vielleicht sogar besser, gar nicht mit ihnen über „Deschooling“ zu reden!
10. Kocht und macht den Haushalt gemeinsam. Es gibt keine besser Zeit als die Deschooling-Zeit, um zusammen mit deinen Kindern die Mahlzeiten zu planen, die Zutaten einzukaufen, zusammen zu kochen und zu essen. Nimm dir diese Zeit, um dein Kind in das Leben und die Arbeit des Haushalts zu integrieren. Das bedeutet nicht nur das Badzimmer zu putzen, sondern auch wie dein Kind ihre Umgebung mit ihrer Kreativität und Initiative beeinflussen kann — kann sie dir zum Beispiel helfen, eine neue Leseecke im Wohnzimmer zu gestalten? Kann er Blumen pflücken für den Esstisch?
11. Denk daran: Deschooling kann für dich als Elternteil schwieriger sein als für dein Kind. Du warst sehr wahrscheinlich viele Jahre mehr in der Schule als dein Kind. Du hast wahrscheinlich viele Gedanken mehr in deinem Kopf, wie Lernen aussehen sollte. Auch fühlst du dich als Elternteil vielleicht gestresst, wenn du deinen FreundInnen, Verwandten und ArbeitskollegInnen erzählst, was ihr macht. Sei geduldig mit dir selbst.
Es ist eine gute Zeit. Es ist nicht, was du erwartet oder gedacht hast, das du tun würdest. Es kann Ängste hervorrufen, da es ein unbekanntest Gebiet ist. Doch es lohnt sich definitiv. Am Ende dieser Deschooling-Zeit wirst du ein Kind haben, welches viel mehr bereit ist zu lernen und hoffentlich seine Lern- und Neugier wieder zum Leben erwecken konnte. Und das könnte den ganzen Unterschied ausmachen zwischen einer guten Homeschool-Erfahrung und einer schlechten Erfahrung, die dein Kind wieder zurück zur Schule schickt, weil du glaubst, dass es halt einfach nicht besser sein kann…