Dr. Cotter über das Unterrichten von Mathematik

Blog Post Nr. 4 von Dr. Cotter, der Gründerin von RightStart:

Ich möchte mir etwas Zeit nehmen, um über die Wissenschaft und die Kunst des Mathematikunterrichts zu diskutieren. Ich nenne es eine Wissenschaft, da viel darüber geforscht wurde wie Kinder im Allgemeinen und insbesondere Mathematik lernen. Ich nenne es eine Kunst, da jedes Kind anders ist, was von jeder Lehrperson verlangt, die Lektion etwas abzuändern, um jedem einzelnen Kind zu helfen.

Die Rolle der Lehrperson

Untersuchungen haben gezeigt, dass 40% von dem was ein Schüler bzw. eine Schülerin lernt von der Lehrperson abhängig ist. Lasst uns zuerst die Überzeugungen und Einstellungen der Lehrperson anschauen. Wenn die Lehrperson eine gewisse Matheangst zeigt, wird das Kind sehr wahrscheinlich etwas von dieser Angst und Furcht übernehmen. Wenn die Lehrperson die Mathematik einfach als Fakten und Regeln anschaut, die auswendig gelernt werden sollten, wird die Mathematikbildung des Kindes auf einem wackeligen Fundament aufgebaut werden. Wenn die Lehrperson dem Mythos eines „Mathemenschen“ glaubt, kann es sein, dass das Kind entscheidet, dass es dazu nicht qualifiziert ist und aufhört zu versuchen.

Andererseits:

  • Glücklich ist das Kind, dessen Lehrperson von der Wichtigkeit der Mathematik für das tägliche Leben, zukünftige Karrieren und dem Verständnis unserer Welt überzeugt ist.
  • Glücklich ist das Kind, dessen Lehrperson Matherechnungen als Puzzle ansieht, welches es zu lösen gibt, verschiedene Methoden ausprobiert und nach verschiedenen Lösungen sucht.
  • Glücklich ist das Kind, dessen Lehrperson realisiert, dass es mehr als nur einen Weg gibt, um Rechnungen zu lösen, manche sind effizienter als andere, und nicht alles muss aufgeschrieben werden.
  • Glücklich ist das Kind, dessen Lehrperson auf Rechenkarten und Blitztests verzichtet und stattdessen die Rechenfakten basiert auf dem Zahlenverständnis und Spiele übt.
  • Glücklich ist das Kind, dessen Lehrperson weiss, dass Fakten gemeistert werden durch Nachdenken und nicht indem einem Beispiel blind gefolgt wird oder eine Regel immer und immer wieder geübt wird.
  • Glücklich ist das Kind, dessen Lehrperson Mathematik dazu benützt, um seinen/ihren SchülerInnen zu helfen, Selbstvertrauen und selbständiges Denken zu entwickeln.
  • Glücklich ist das Kind, dessen Lehrperson versteht, dass eine gewisse Frustration ein normaler Teil des Lernens ist und das Kind dazu ermutigt dran zu bleiben.
  • Glücklich ist das Kind, dessen Lehrperson nicht andauernd Belohnungen (verbal oder auf andere Weise) verteilt, welche nämlich dazu führen, dass das Kind sich in Bezug auf seine Gewissheit in jedem kleinen Schritt auf seine Lehrperson verlässt statt auf sein eigenes Denken.
  • Glücklich ist das Kind, dessen Lehrperson realisiert, dass ein Kind seine Konzentration entwickelt, indem es konzentriert sein darf und vor unnötigen Störungen geschützt wird.
  • Glücklich ist das Kind, dessen Lehrperson Freude ausstrahlt und dem Kind hilft, eine Liebe für die Mathematik zu entwickeln.

Selbständiges Lernen 

Obwohl es so ist, dass ein Ziel der Bildung die Fähigkeit ist, selbständig zu lernen, muss zuerst die Basis einer Disziplin gelernt werden. Mit den Skis eine schwarze Piste herunterzufahren, ehe man gelernt hat, die Skis zu kontrollieren, würde in eine Katastrophe enden.  An einem Triathlon teilzunehmen, ehe man gelernt hat zu schwimmen, würde in ein durchnässtes Versagen enden. Einem jungen Kind ein Mathematik-Arbeitsbuch zu geben und zu erwarten, dass es einfache Mathematik automatisch meistern wird, ist Wunschdenken. Sie lernen ganz einfach nur, wie sie die leeren Stellen im Buch ausfüllen sollen. Einem Kind zuzumuten, alleine ein Mathe-Video anzuschauen, ist nicht viel besser. Es ist niemand da, um Fragen zu beantworten und es gibt keine Möglichkeit sein Verständnis zu überprüfen. Es ist niemand da, um zuzuhören und den alternativen Denkensweg des Kindes zu ermutigen. Es ist niemand da, das Verlangen nach einem tiefen Verständnis zu kultivieren.

Hausaufgaben

Wenn man Mathematik ansieht als viele Regeln und Prozeduren, die man auswendig zu lernen hat, machen ganz viele Hausaufgaben vielleicht einen Sinn. Alles, was wir auswendig lernen ohne zu verstehen, braucht sehr regelmässige Repetition, um in unserem Gedächtnis zu bleiben. Die Hausaufgaben sollten nie so schwierig sein, dass die Lektion erneut beigebracht werden muss, oder noch schlimmer, dass die Antworten dem Kind mit dem Löffel gefüttert werden müssen. In RightStart Mathematik beinhalten die „Hausaufgaben“ meistens ein Spiel.

Die Welt der Mathematik

Es ist einfach zu denken, dass die Mathematik, die wir als Kind gelernt haben, für unsere Kinder und Enkelkinder genug ist. Die Tatsache ist jedoch, dass die heutigen Kinder eine andere Art von Mathematik brauchen. Sie müssen Themen in Geometrie, mathematischen Gleichungen, der Wahrscheinlichkeit, Statistik, den Fraktalen und der Kombinatorik lernen, um nur ein paar zu nennen. Gleichzeitig ist die Arithmetik weniger wichtig wegen den Taschenrechnern und Computern.

Es ist auch einfach zu denken, dass es genug war, wie wir Mathematik lernten, oft reines Auswendiglernen und ohne grosses Verständnis. Im Gegenteil, wir wissen jetzt, dass ein tiefes Verständnis der Konzepte die Angst entfernt, den Druck des Auswendiglernens vermindert, fortgeschrittene Mathematik einfacher macht zu verstehen und Mathematik allgemein erfreulicher macht.

Manchmal sehen wir die Mathematik ausschliesslich als Aktivität mit Stift und Papier. Im Gegenteil, was wir auf dem Papier aufschreiben, ist oft eine Abkürzung im Ausdruck eines Konzepts, das oft in irgendeiner Form in der realen Welt gefunden werden kann.

Einige der Gründe, weshalb wir unseren Kindern vorlesen, sind: eine Liebe fürs Lesen zu fördern, ihre Welt zu vergrössern und ihren Wortschatz zu erweitern. Ähnliche Gründe bestehen im Reich der Mathematik. Benütze eine genaue Wortwahl, vor allem mit jüngeren Kindern: sag zum Beispiel Ellipse statt Oval und Rhombus statt Diamant. Verzichte darauf zu schliessen, dass Quadrate keine Rechtecke sind (sie sind es nämlich), dass man 7 nicht von 5 nehmen kann (das kann man nämlich: die Antwort ist -2), dass das Result nach einer Multiplikation immer grösser ist als jede der Multiplikatoren (das ist nämlich nicht immer so: 2 x 0 = 0, was nicht grösser ist als 2).

Eine interessante Tatsache, die Forscher vor kurzem entdeckt haben, ist, dass wenn Mathematiker die Schönheit der Mathematik entdecken, ihre Gehirne in den gleichen Bereichen aufleuchten wie die der Künstler, wenn sie die Schönheit in der Kunst finden. Ich hoffe, dass du und deine Kinder viel Erfolg im Erlernen und Entdecken der Mathematik habt.

Hier ist der Originalartikel in Englisch.

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