Vor kurzem durfte Schnüggu mit der 5. Klasse unserer Dorfschule den Online-Velotest mit der Polizistin absolvieren. Er kam danach begeistert nach Hause. Er hatte den Test nicht nur ohne Fehler bestanden, aber er fand die Klasse „einfach cool“. Dabei erwähnte er (nicht zum ersten Mal), dass er es sich gut vorstellen könnte, zu dieser Klasse und dieser Lehrperson in die Schule zu gehen. Er äusserte den Wunsch, nach den Frühlingsferien einmal eine Schnupperwoche in der Schule zu machen.
Ich nehme diesen Wunsch ernst. Einerseits weiss ich, dass er vielleicht gerne mal ins Gymnasium gehen möchte, und nächstes Schuljahr (6. Klasse) ist seine letzte Möglichkeit, ohne Aufnahmeprüfung in die Schule zu gehen. Andererseits finde ich, dass er mit fast 11 Jahren bei so einer grossen Entscheidung sicher mitreden darf. Ich habe deshalb die Anfrage für eine Schnupperwoche in der Schule gemacht, der Schulleiter hat mir heute angerufen und dieser Stein rollt jetzt. Gleichzeitig ist mir aber auch ziemlich mulmig zumute, muss ich euch ehrlich gestehen. Ich musste mir selber ein paar kritische Fragen stellen.
Warum möchte mein Kind (vielleicht) in die Schule?
Schnüggu war noch nie in der Schule. Ist er einfach nur neugierig? Hat er das Gefühl, zu Hause etwas zu verpassen? Was ist besser für ihn? Vermisst er den täglichen Kontakt mit den Jungs im Dorf? Hat er das Gefühl, er lernt mehr oder besser in der Schule? Oder möchte er einfach mal etwas anderes, nach fünf Jahren zu Hause? Vielleicht ist es eine emotionale Entscheidung? Muss sich bei uns zu Hause etwas ändern oder hat es damit nichts zu tun?
Warum möchte ich (vielleicht) nicht, dass mein Kind in die Schule geht?
Ja, ich habe meine Fragen, wie er die Schule auf sozialer Ebene erleben wird. Im Kindergarten entwickelte er sich zu einem kleinen Mobber. Das möchte ich nicht. Aber ich möchte natürlich auch nicht, dass er gemobbt wird. Aber die Chance ist ja auch gross, dass er sich super in das bestehende Klassengefüge eingliedert und es geniesst, jeden Tag mit den Jungs auf dem Pausenplatz Fussball zu spielen.
Und ich habe meine Bedenken auf akademischer Ebene. Schnüggu macht nicht gerne Fleissarbeiten. Wenn er etwas begriffen hat, dann möchte er weitergehen und nicht warten oder nochmals üben. Ausserdem ist er sehr technisch interessiert. Kann ihm die Schule das bieten, was er braucht, um aufzublühen? Und was ist mit all seinen Hobbies? Müsste er die (oder einige davon) aufgeben, da er schlicht und einfach weniger Freizeit haben wird?
Und dann fürchte ich mich vor der Einschneidung unserer Flexibilität. Dann können Schnüseli und ich nicht mehr so einfach ganztägige Exkursionen machen oder mal ein paar Tage wegfahren. Und überhaupt, wie wird es dann für Schnüseli sein, wenn sie alleine zu Hause ist?
Die Realität ist anders als die Vorstellung
Wie gesagt, ich finde, dass Schnüggu in dieser Sache mitentscheiden darf. Auch bin ich davon überzeugt, dass erst recht er, der noch nie in der Schule war, sicherlich davon profitieren würde, einmal eine Schnupperwoche in der Schule zu machen, um zu sehen, wie es denn dort wirklich so ist. Vielleicht idealisiert er das Ganze ja. Er hat keine Ahnung wie es ist, jeden Tag stundenlang an einem Pult zu sitzen, zuzuhören und nur in der Schule zu sein. Er weiss nicht, wie es ist für Prüfungen zu büffeln, Franzwörter zu lernen und etwas zu lernen, was ihn nicht interessiert. Vielleicht muss er das einfach mal erlebt haben, um wieder davon überzeugt zu sein, dass er doch zu Hause bleiben möchte.
Ja, und dann besteht ja noch die Chance, dass es ihm super gefällt, dass es ihm gut tut, und er sich wohl fühlt und er definitiv entscheidet, ab Sommer wieder in die Schule zu gehen. Damit habe ich dann wohl mehr zu kämpfen als er. Schauen wir mal, wie’s weitergeht. Ich halte euch auf dem Laufenden!
Hallo
ich kann deine Gedanken total verstehen.
Die Idee mit der Schnupperwoche finde ich sehr gut. So bekommt er selbst einen Eindruck von Schule.
Vielleicht wäre es ja auch möglich, dass er einfach für einige Fächer bei der Klasse mitmacht. Hab schon von Familien gehört, die das so gemacht haben. So dass er Fächer, in denen er schneller arbeitet weiterhin zu Hause macht.
Ich denke, dass du deinem Sohn vertrauen kannst. Er wird schon merken, ob ihm das passt. Und falls er sich für die SChule entscheidet, muss ja auch diese Entscheidung nicht für immer sein.
Bin gespannt wie es weitergeht.
Liebe Grüsse Eva
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Vielen Dank für deine ermutigenden Worte. Ja, es wird nach der Schnupperwoche sicher klarer sein. Bin auch gespannt!
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