Herausforderungen im August

Für die meisten von uns ist der erste Monat des neuen Schuljahres nun bereits hinter uns. Und? Wie war’s? Hattet ihr einen guten Schuljahresanfang? Oder harzte es hier und dort? Hatten die Kinder eher Mühe, wieder offiziell mit den Lehrmitteln zu arbeiten, nachdem sie vielleicht fünf oder sechs Wochen (oder noch länger!) „frei“ hatten? Unser Anfang war nicht gerade einfach, und von einigen anderen hörte ich in den letzten Wochen und Tagen das Gleiche. Darüber habe ich mir ein paar Gedanken gemacht…

Wenn der Anfang des Schuljahres Mühe macht

Was ist es, was den Kindern (und vielleicht sogar uns als Homeschool-Eltern) am Anfang des Schuljahres Mühe macht, habe ich mich gefragt. Was ist der Unterschied zu den Sommerferien? Wir sind ja alle überzeugt, dass Lernen überall und zu jeder Zeit stattfindet. Wie ich euch in meinen Blog-Beiträgen im Sommer berichtet habe, haben wir auch in den Ferien viel Tolles gelernt und miteinander erlebt.

Der grosse Unterschied ist wohl, dass die meisten von uns Eltern das Gefühl haben, sobald das Schuljahr wieder offiziell anfängt, das Lernen im Alltag weniger wird (oder werden sollte) und das Lernen wieder vermehrt am Pult, mit den Lehrmitteln stattfinden sollte. Ich denke, ich spreche hiermit vor allem Eltern von Kindern in der Mittel- und Oberstufe an, die diesen Druck spüren. Immerhin werden die Erwartungen an Kinder ab der 4. Klasse höher und nicht alles lässt sich mehr spielerisch im Alltag lernen.

Die Kinder hatten also in den Sommerferien das reinste „Unschooling“-Gefühl, konnten sich ganz gemäss ihren eigenen Interessen beschäftigen und bewegen und spürten keinen Druck. Und nun ist August und alles ist auf einmal anders.

Wer hat sich auf das neue Schuljahr vorbereitet?

Als Eltern haben wir uns natürlich auf das neue Schuljahr vorbereitet. Immerhin müssen die meisten von uns einen Jahresplan machen und vielleicht sogar dem Schulinspektor schicken. Und die Kinder? Wie wurden sie auf das neue Schuljahr vorbereitet? Konnten sie ihre Meinung zum neuen Jahresplan mitteilen? Ich muss ehrlich zugeben, dass dies bei uns diesen Sommer sehr viel zu kurz kam. Wie ihr wohl wisst, hatten wir einen intensiven, aber auch sehr schönen Sommer, doch die Jahresplanung machte ich nebenbei, abends spät, weil es gemacht werden musste. Die Kinder waren da dieses Jahr leider nicht gross involviert. Also, während ich mich innerlich auf das neue Schuljahr vorbereitete, waren sie Mitte August noch gar nicht darin angekommen. Das ist sicher mit ein Grund, warum es bei uns in den letzten vier Wochen harzte.

Zu hohe Erwartungen

Dazu kamen dann meine zu hohen Erwartungen. Ich hatte einige Exkursionen geplant in diesen vergangenen vier Wochen und deshalb spürte ich den Druck, in den „normalen“ Wochentagen zu Hause, mit den Lehrmitteln Vollgas zu geben. Das kam bei den Kindern nicht gut an. Von null auf hundert geht wohl nur bei Rennautos. Am Anfang hatten sie ziemliche „Null-Bock-Stimmung“, und ich merkte, dass sie nur gut zu motivieren waren, wenn wir zusammen an einem bestimmten Thema arbeiteten, welches sie interessierte.

Im Nachhinein gebe ich mir dementsprechend die folgenden neun Tipps, damit das nächste Schuljahr mit mehr Freude und weniger Mühe anfangen kann. Vielleicht helfen ja einige dieser Tipps auch euch:

  1. Die Kinder miteinbeziehen. Während den Sommerferien UNBEDINGT mit den Kindern darüber reden, was sie denn Neues erforschen, lernen, recherchieren und erkunden möchten im neuen Schuljahr. Was sind IHRE Interessen und Ideen? Diese Themen dann unbedingt so gut wie möglich vorbereiten, damit wir vorbereitet ins neue Schuljahr einsteigen können!
  2. Not-Back-to-School Tag. Dieses Jahr fehlte aus verschiedenen Gründen auch unser traditioneller „Not-Back-To-School“ Tag, den wir normalerweise feiern. Nicht gut! Dieser Tag ist sehr empfehlenswert und es ist für die Kinder sicher einfacher, das neue Schuljahr erst am Dienstag statt bereits am Montag anzufangen.
  3. Ein interessanter Einstieg. Wer hat denn gesagt, dass wir in den ersten paar Wochen schon mit allen Fächern anfangen müssen? Wieso nicht mit einer Biologie- oder Geografie- oder Chemie-Woche anfangen und die Kinder damit voll dort abfangen, wo sie gerade stehen: im interessen-bezogenen, freien Lernen in den Ferien. Ich bin sicher, so eine themenbezogene Woche würde ihnen einen sanfteren Einstieg geben, als sofort voll mit den Lehrmitteln loszulegen.
  4. Allmählicher Aufbau. Nach dieser themenbezogenen Woche oder anstelle von solch einer Woche, wäre es sicher keine schlechte Idee, langsam ein Fach nach dem anderen einzuführen. Also nicht alle Fächer aufs Mal in der ersten Woche, sondern ganz gemäss ihren eigenen Interessen mit ein paar wenigen Fächern anfangen und die anderen, vielleicht weniger beliebten Fächer allmählich hinzufügen.
  5. Homeschooling draussen. Was wir auch immer sehr geniessen im August, aber dieses Jahr wetterbedingt auch kaum möglich war, ist das Pool-Schooling, d.h. in der Badi an Mathematik, Deutsch und anderen Fächern zu arbeiten! Endlich ist das Freibad wieder leer und die Kinder gewöhnen sich gleichzeitig langsam wieder an den Schulalltag.
  6. Kürzere Einheiten. Normalerweise arbeiten wir von 8.30 bis 12 Uhr ziemlich fleissig durch (mit einer grösseren Pause), doch auch dies ist eigentlich eine Zumutung nach den langen Ferien. Warum nicht kürzer anfangen, zum Beispiel von 9 bis 10h oder von 9 bis 10h und nach einer grösseren Pause draussen, nochmals von 11 bis 12h?
  7. Vorkochen oder wenigstens ein Menü planen. Auch für uns, Eltern, bedeutet die Homeschool-Routine wieder mehr Arbeit. Plötzlich muss auch der Haushalt wieder strukturierter und geordneter ablaufen. Plötzlich müssen wir wieder punkt halb eins essen, da Schnüseli um halb zwei Reitstunde oder Schnüggu Geigenunterricht hat. Da sind einfache, vorgeplante Menüs eine echte Hilfe!
  8. Tagesablauf. In den Ferien nehmen wir es alle ja etwas lockerer, oder? Vielleicht würde es auch helfen, wenn wir als Eltern bereits 1-2 Wochen vor dem offiziellen Schuljahresanfang mit unserer „neuen“ Struktur und Tagesplanung anfangen, oder wenn wir auch langsam damit anfangen würden, die Kinder etwas früher zu wecken. Für unsere Tochter wäre das eine grosse Hilfe gewesen, denn in den Ferien schlief sie regelmässig und gerne bis zehn oder halb elf (ein echter Teenie halt!). Dann ist es ein echter Schock, auf einmal um acht Uhr aufstehen zu müssen!
  9. Struktur in den Sommerferien. Was vielleicht auch noch eine Idee wäre, ist auch in den Sommerferien mit etwas strukturierter Arbeit weiterzufahren und nicht ganz damit aufzuhören. Es würde sicher vielen Kindern helfen, wenn auch im Sommer 2-3 Mal pro Woche eine Stunde etwas Mathematik oder Lesen oder Franz geübt wird. Somit bleiben sie in der Übung und muss am Schuljahresanfang nicht so viel wiederholt werden. Schnüseli hatte zum Beispiel recht Mühe mit Mathematik, als wir nach sechs Wochen wieder damit anfingen.

Die erste Woche(n) soll Spass machen! Dann sind die Kinder viel produktiver und wir als Eltern weniger gestresst. Ich persönlich merke, dass der Anfang des Schuljahres doch einen sehr wichtigen Einfluss auf den Rest des Schuljahres und die allgemeine Stimmung ist. Wenn die ersten paar Wochen nicht gut laufen, ist es schwierig, die Stimmung wieder zu heben und wieder neu anzufangen. Zum Glück geht es nur noch eine Woche bis zu den Herbstferien! Ich liebe zweite Chancen! 😉

4 Kommentare

  1. Cool, an deinen Gedanken so teilhaben zu dürfen. Ich bin diesbezüglich zum Schluss gekommen, dass ich mir 2 Stunden pro Tag den Druck rausnehme, der Spassfaktor müsse immer stimmen. Meine Kinder und ich wissen klar: täglich 2 Stunden „müssen“ wir uns an den Lehrplan halten, ob wir Lust haben oder nicht. Das tun wir bewusst ohne Anspruch auf Lust, da leben wir bewusst Disziplin, Durchaltevermögen, strukturiertes Abarbeiten der Lernziele – dies um die gesellschaftlichen Spielregeln einzuhalten. Mit diesen 2 Stunden sind wir locker im Lehrplan (bewiesenermassen und ohne Selbstüberschätzung) und nehmen uns für den Rest des Tages die Freiheit, spontane Lernziele zu verfolgen – manchmal sind das vom Kind frei entwickelte und manchmal von mir je nach Wetter/Angebot organisierte Lernerfahrungen.

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    • Sehr interessant! Ja, ich denke wir machen das ganz ähnlich, nur merke ich, dass das oft besonders in der ersten Woche nach den Sommerferien etwas schwierig ist…

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  2. Da unsere Kinder noch relativ klein sind. Der Älteste in der 2. Klasse. merke ich den Druck nur, dass ich mich ermahnen muss, die Lernprozesse wieder klarer zu Dokumentieren.
    Wir sind sehr freilernend unterwegs und so ist das Dokumentieren manchmal sehr sehr wichtig, da vieles im Nachhinein nicht mehr sichtbar ist.
    Vorallem bei unserem Ältesten ist ganz viel Mathe im Alltag zu erkennen, doch eben nicht auf dem Papier (oder nur selten). So muss ich aufschreiben, was er gerechnet hat, damit ich es später noch nachvollziehen kann.
    Doch dies versuche ich auch während den „Ferien“ zu machen :-). Da Lernen ja immer statt findet.

    Liebe Grüsse Eva

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    • Ja, das hast du in vielen Punkten recht: lernen findet tatsächlich immer statt und das Dokumentieren, besonders in den Unterstufenklassen, ist nicht immer einfach! In den höheren Klassen wird dann meistens alles etwas strukturierter.

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