Die Präsidentenwahlen in den USA stehen bevor. Ein Grund, dieses Thema gleich mit meinen Teenies etwas genauer anzuschauen. Als Lehrmittel wählte ich dafür „US-Wahlen 2020“ vom Lehrmittelverlag frischabpresse, welcher, wie der Name schon sagt, immer wieder top aktuelle Lehrmittel einfach zum Herunterladen auf der Website bereitstellt und uns schon einige Male mit einem aktuellen oder schwierigen Thema weitergeholfen hat.

Beim Vorbereiten wurde mir dann bewusst, dass ein Grossteil des Lehrmittels eine eigentliche Wahlsimulation in der Klasse wäre. Da wir ja mittlerweile auch sowas wie eine grosse, tolle Oberstufenklasse unter den Homeschool-Jugendlichen haben, kam mir also ganz spontan die Idee, diese Wahlsimulation online per Zoom durchzuführen. Es meldeten sich 30 Jugendliche für das Simulationsspiel an, und ich war heute morgen gespannt, wie und ob das Spiel online funktionieren würde! Zum Glück wurde ich positiv überrascht!
Da ich selber sechs Jahre lang in Amerika gewohnt habe, kenne ich mich relativ gut mit dem amerikanischen Wahlsystem aus. Trotzdem fragte ich im Vorfeld einige amerikanische Freunde nach ihrer objektiven Meinung zum Zweiparteiensystem und konkret zu den Vor- und Nachteilen der beiden grossen Parteien. Ausgerüstet mit dem gut erklärten Lehrmittel und den Infos meiner amerikanischen Freunde, erläuterte ich den Jugendlichen zuerst einmal das System als Ganzes und gab ihnen objektive Informationen zu den Demokraten bzw. zu Biden und den Republikanern bzw. Trump. Danach erklärte ich ihnen wie das Wahlsystem funktioniert und schauten wir zusammen ein Erklärvideo auf YouTube an.

Mit der Theorie im Hinterkopf ging es nun an die eigentliche Simulation. Die Teens hatte ich im Vorfeld in vier Bundesstaaten und entweder in Partei A, Partei B oder als parteilos aufgeteilt. Zuerst mussten die Parteimitglieder der einzelnen Bundesstaaten ihren Vertreter wählen. Dann mussten diese vier Vertreter ihren Präsidentenkandidaten wählen (aus sechs verschiedenen Cartoons, im Lehrmittel gegeben). Dann kam es zur Wahlkampagne, die in den zwei Parteien ablief, während sich die Parteilosen Gedanken darüber machten, wie bei den Wahlen Wahlfälschungen verhindert werden konnten (sie entschieden sich dazu, mir beim Zählen der Stimmen eine parteilose Wahlbeobachterin – Schnüseli – zur Seite zu stellen!).
Nach der z.T. emotionalen, aber auch lustigen Diskussion in den zwei Parteien, wofür sich ihr Kandidat einsetzen soll (Stimmrecht ab 16, Gamen als Schulfach, Umweltschutz, Gleichberechtigung, usw.) hatten die zwei Wahlhelfer – Schnüggu war einer davon – die Aufgabe, die vier Bundesstaaten in je einer Minute individuell für ihren Kandidaten zu überzeugen. Dies machten die beiden mit grosser Überzeugung!
Schliesslich wurde gewählt. Jeder Teilnehmer und jede Teilnehmerin schickte mir privat seine bzw. ihre Wahl. Schnüseli schaute mir, wie gesagt, als Wahlbeobachterin beim Zählen der Stimmen zu. Das Resultat: 17 zu 11 Stimmen für Kandidat 1 der Partei A! ABER… Würde Kandidat 1 auch die Mehrheit der Wahlmännerstimmen bekommen? Die Spannung blieb also, bis schliesslich herauskam, dass er tatsächlich auch sechs von zehn Wahlmännerstimmen bekommen hatte! Kandidat 1 der Partei A war also offiziell zum Präsidenten gewählt worden!

Wir verbrachten spannende zwei Stunden zusammen in dieser Simulation, und ich war beeindruckt von der aktiven, interessierten Teilnahme der Jugendlichen! Ich denke, dass sie dank dieser Simulation nun das amerikanische Wahlsystem viel besser begreifen als mancher Erwachsene, sogar als manchen Amerikaner!
Jetzt werden wir natürlich die Wahlen am 3. November mit noch mehr Interesse und auch Wissen verfolgen und sind gespannt auf den Ausgang! Wie eine Mutter mir anschliessend schrieb: „Mal schauen, ob es die Amerikaner auch so gut machen wie unsere Kinder. :-\“
Da unsere regelmässigen gemeinsamen Exkursionen in den nächsten Monaten wohl ins Wasser fallen werden, habe ich vor, für die Jugendlichen noch mehr solcher Zoom-Anlässe zu organisieren, damit sie trotzdem zusammen sozialisieren und lernen können, wenn halt nur online. Dabei habe ich Ideen wie eine regelmässige Debatten-Gruppe, einen virtuellen Workshop vom Spy Museum (auf Englisch), eine lange Kahoot-Session, evtl. eine virtuelle Museumstour, u.a. Wenn eure Teenies (ab ca. 12 Jahren) mitmachen möchten, dann schreibt mir doch via Kontaktformular!