Verschiedene Homeschool Methoden

Homeschooling sieht bei jeder Familie anders aus. Das ist gerade das Ideale am Ganzen: es kann individuell auf die Bedürfnisse und die Vorlieben jeder einzelnen Familie angepasst werden. Manche Kinder brauchen Strukturen und lernen am Besten, wenn man ihnen vorgibt, was sie wann machen sollen. Andere lernen am Besten ganz frei und selbständig. Manche Kinder lernen am liebsten an einem Tisch mit Arbeitsheften, während andere viel lieber ganz praktisch in und ums Haus lernen. Als Homeschool-Eltern ist es unsere Aufgabe, zu identifizieren, wie und wann unsere Kinder am Besten lernen und uns und unseren Homeschool-Stil dementsprechend an sie anzupassen.

In diesem Artikel möchte ich euch einige der beliebtesten Homeschool Methoden vorstellen.

Homeschool Methoden

  1. Traditionelles HomeschoolingTraditionelles Homeschooling verwendet zum Teil ähnliche Methoden wie in der Volksschule. Viele Familien fangen mit dieser Methode an, da sie sie von ihrer Kinderheit und Jugend her gewöhnt sind. Sie kaufen offizielle Lehrmittel, Schreibtische, Wandposter und vieles mehr. Auch machen sie Stundenpläne und prüfen ihre Kinder vielleicht regelmässig mit Tests. Diese Methode ist sehr beliebt unter Familien, die sicher stellen wollen, dass sie dem Lehrplan genau folgen. Sie bietet sowohl Kindern wie auch Eltern eine gewisse Struktur und vor allem den Eltern Selbstvertrauen, wenn sie sich fragen, ob genug gemacht wird. Auch hilft diese Methode mit der Rückkehr in die Volksschule, falls dies einmal ein Thema wäre. Viele Familien bewegen sich mit der Zeit mehr oder weniger weg von dieser Methode und entwickeln mehr und mehr ihre eigene Methode, evtl. mit weniger Struktur.
  2. Unschooling (Freilernen)Unschooling erlaubt es den Kindern, auf ihrem Lernweg mehrheitlich ihren eigenen Interessen zu folgen. Unschool-Eltern vertrauen darauf, dass die Kinder wissbegierig sind und bleiben und durch Eigenmotivation am Besten lernen. Deshalb werden kaum offizielle Lehrmittel benützt. Unschooling ist keine passive, unstrukturierte Methode, sondern beinhaltet einen aktiven Lernprozess. Die Eltern lassen ihre Kinder nicht einfach machen, sondern sind aktiv am Lernprozess der Kinder beteiligt. Der Fokus ist auf die Vorlieben des Kindes, die durch die Interessen, den Lernstil und die Persönlichkeit des Kindes diktiert werden. Die Eltern müssen dabei zwingend flexibel und präsent sein. Wenn ein Kind demnach etwas über das Weltall wissen möchte, müssen die Eltern die nötige Information liefern bzw. das Kind anleiten, wo es sich die nötige Information holen kann. Wenn es kurz danach etwas über seinen Körper fragt, müssen die Eltern auch wieder aktiv darauf eingehen. Das Gleiche gilt natürlich beim kindlichen Interesse an der Mathematik oder am Schreiben.
    Ist Unschooling legal? In der Schweiz sind wir verpflichtet, den Lehrplan einzuhalten. Wird dies nicht getan, kann uns verboten werden, unsere Kinder zu Hause zu unterrichten. Das heisst, auch als Freilern-Familie müssen die Eltern aufschreiben, was gelernt/gemacht wurde, eine Jahresplanung und einen Jahresabschlussbericht schreiben und immer wieder den Lehrplan hinzu ziehen, um sicher zu stellen, dass gewisse Themen/Kompetenzen nicht vergessen werden.
  3. Vielseitiges und/oder relaxtes Homeschooling (eklektisch)Diese Methode ist sehr individualisiert, indem dass verschiedene Methoden, Ressourcen, Lehrmittel, Ideen und Inspirationen zusammen gemischt werden. Es basiert auf die Stärken, Lernstile und Interessen des Kindes und wird praktisch jedes Semester oder sogar pro Fach angepasst. Diese Familien sehen den Wert in einer grossen Auswahl an verschiedenen Lernmethoden. Es geht darum, die richtige Mischung an Ressourcen und Methoden für das Kind und eventuell sogar für jedes Fach zu finden, damit es passt für die ganze Familie. Dies kann dann mehr oder weniger von den Interessen des Kindes geführt werden (je mehr vom Kind geführt, desto „relaxter“). Es ist wahrscheinlich, dass die meisten Homeschool-Familien im Laufe der Zeit eine solche vielseitige und/oder relaxte Methode anwenden.
  4. Charlotte Mason HomeschoolingCharlotte Mason war eine englische Autorin und Lehrerin im späten 19. Jahrhundert. Ihre Bildungsphilosophie dauerte über ein Jahrhundert an und hat vor allem unter Homeschool Familien wieder an Popularität zugenommen. Charlotte Mason legte besonderen Wert darauf, gute Literatur zu benützen (sog. „living books“ – „lebendige Bücher“), um Kinder zu unterrichten. Sie glaubte fest daran, dass Bildung die ganze Person involvierte, nicht nur das Gehirn. Charlotte Mason Homeschool Familien sehen Lesen und Vorlesen als Priorität, wobei das Kind immer wieder zurück „erzählt“, was gelesen wurde. Auch verbringen sie viel Zeit draussen, um die Natur zu erforschen. Kunst, Musik und Biologie sind wichtige Fächer. Auch wird viel Wert darauf gelegt, eigene Gedanken und Diktiertes aufzuschreiben und Abschnitte aus qualitativ hochstehenden Büchern zu kopieren. Hier gibt es darüber Informationen auf Deutsch.
  5. Fächerübergreifendes HomeschoolingIm fächerübergreifenden Homeschooling wird eine gewisse Zeit lang ein bestimmtes Thema erarbeitet und zwar in allen Fächern. Diese „Projektwochen“ (wobei für Familien, die diese Methode anwenden, eine Projektwoche nach der anderen gereiht wird, d.h. das ganze Jahr hindurch) bieten ein Lernen mit allen Sinnen, basiert auf einer thematischen Idee. Das Ziel ist dabei, dass die Kinder tief in ein gewisses Thema hineintauchen können, damit sie es anschliessend wirklich beherrschen. Indem sie ein Thema von verschiedenen Seiten angehen, bleibt die Information viel wahrscheinlicher haften. Konkret heisst das zum Beispiel beim Thema „Flugzeuge“, dass die Geschichte der Flugzeuge angeschaut wird, dass geschaut wird, wo welche Flugzeuge hergestellt werden (Geografie), dass berechnet wird, wie lange ein Flugzeug mit einer gewissen Geschwindigkeit für eine gewisse Distanz braucht (Mathematik), dass ein Flugzeug gezeichnet und die einzelnen Teile beschriftet werden (Gestalten), dass ein Flugzeug gebastelt und geschaut wird, wie gut es fliegt und warum es überhaupt fliegt (Gestalten und Physik) und dass über Flugzeuge gelesen und anschliessend ein Bericht über ein besonderes Flugzeug geschrieben wird (Deutsch).
  6. Roadschooling und Worldschooling („Homeschooling beim Reisen“)Beim Roadschooling und Worldschooling findet das Lernen draussen in der realen Welt statt. Entweder machen diese Familien sehr viele Exkursionen, weil sie überzeugt sind, dass vor Ort das Gelernte besser haften bleibt, oder aber sie kaufen sich einen Camper und ziehen tatsächlich wochenlang mit dem umher, in der Schweiz und im nahen Ausland. Worldschoolers sind da noch radikaler, denn diese Familien lassen tatsächlich alles hinter sich, packen ihre Siebensachen und reisen in der Welt umher, weil sie überzeugt sind, dass es keine bessere Bildung für ihre Kinder gibt, als wenn sie die Welt um sie herum erfahren und mit ihr interagieren. Es gibt aber auch Familien, die nicht gerade alles stehen lassen (können), doch so oft wie möglich grössere Reisen unternehmen und dann zu Hause auch einen wichtigen Fokus auf Geografie, Weltgeschehen und Weltkultur legen. Wichtig für alle diese „reiselustigen“ Familien ist es, bestimmte Orte, Schauplätze und Attraktionen als Lernmöglichkeit und Bildungsförderung zu benützen. Das heisst, die Kinder lesen nicht nur über den Bundesbrief, sie gehen ihn anschauen. Oder vielleicht lernen sie alles über Mozart, weil sie wissen, dass sie in den Herbstferien nach Salzburg reisen. Es ist eine sehr beliebte, praktische Methode für Familien, die eben lieber nicht nur zu Hause ihre Kinder bilden, sondern in der Welt um uns herum.

Die meisten Homeschooler folgen nicht nur einer bestimmten Homeschool-Methode. Stattdessen wählen sie die Ideen und Vorschläge aus, die für ihre Familie passen und entwickeln schlussendlich ihre eigene Methode. Sehr wahrscheinlich braucht ihr als Familie etwas Zeit, um eure eigene Routine zu entwickeln und es kann sein, dass ihr am Anfang strukturierter unterwegs seid als später. Jede Familie ist einzigartig und das bedeutet, dass ihr die Methode finden müsst, die für euch am Besten ist.

Welche Methode benützen wir? Ein bisschen von allem! Wirklich! Ich sehe uns als vielseitige (eklektische) Homeschooler, die eine gewisse Struktur einhalten (meine Kinder möchten das so), doch auch sehr interessenorientiert unterwegs sind. Wir lieben das Konzept vom Road-/Worldschooling und machen das so oft wir können. Auch lege ich viel Wert auf gute Literatur und lebendige Bücher und lese viel vor.

Und ihr? Welche Methode benützt ihr am liebsten?

 

 

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