Heute ist Tag 4 der 31-tägigen Schreibherausforderung, in der ich 31 Tage lang zu einer Wortanregung über das Thema Homeschooling schreibe.
Die heutige Anregung ist das Wort „Zuhören“.
Beim Wort „Zuhören“ kommen mir ganz viele verschiedene Gedanken. Einerseits denke ich an die verzweifelten Eltern, die zusehen müssen, wie ihr Kind in der Volksschule unter dem Leistungsdruck oder Stress oder was auch immer leidet, jedoch Angst haben, ihr Kind zu Hause zu unterrichten. „Mein Kind würde mir ja gar nicht zuhören!“ sagen sie. „Wir haben ja jetzt schon immer Streit wegen den Hausaufgaben!“
Das habe ich auch einmal gesagt. Schnüggu war noch nie ein einfaches Kind. Ich kann mich noch gut daran erinnern, dass ich als ehemalige Skilehrerin immer sagte, dass meine Kinder nie in die Skischule müssten, da ich das ja selber konnte. Na ja, das ging also nicht mit Schnüggu! Schon nach einer halben Stunde wurde geweint, geschrien, lag er auf dem Boden und wollte nicht mehr weiter. Aber mein Kind musste doch Skifahren lernen!! Also doch in die Skischule. Und dort machte er ganz toll mit. Zwei wochenlange Kurse in der Skischule später konnte er so gut skifahren, dass es weiter dann auch mit Mama klappte.
Wie sollte ich also diesen Jungen je selber zu Hause unterrichten? Nun, das bringt mich tatsächlich zum zweiten Punkt, der das Wort „Zuhören“ in mir auslöst. Ich musste lernen, ihm tatsächlich richtig zuzuhören. Nein, nicht nur seine Worte, aber auch sein Verhalten, sein Schweigen, seine Körpersprache. Ich wurde zur Studentin meines Sohnes. Ich merkte, dass er vor allem dann bockt und rebelliert, wenn ihm langweilig ist und wenn sein Gehirn nicht genug gefordert ist. Ich musste lernen, kreativ und innovativ mit ihm unterwegs zu sein.
Ich kann mich da auch an eine spezifische Episode erinnern. Wir hatten gerade einige schwierige Homeschool-Monate mit ihm hinter uns, da fragte ich ihm auf einem Spaziergang mit unserem Hund, was er denn am liebsten machen würde. „Lego spielen!“ war seine Antwort. Also gut, ich nahm diese Antwort ernst, recherchierte im Internet, ob es nicht eine Möglichkeit gäbe, mit Lego zu unterrichten und kam so auf die tollen Produkte von Lego Education. Das hat in ihn tatsächlich sehr viel ausgelöst, und ich lernte, dass er sich wirklich sehr für Technik und später dann auch fürs Programmieren (EV3 usw.) interessiert.
Aber der dritte Punkte zum Thema „Zuhören“ möchte ich nicht auslassen. Es geht natürlich auch darum, dass die Kinder uns zuhören. Und zwar auch richtig. Sie müssen lernen, dass auch sie manchmal zuhören müssen. In den vielen Konversationen in der Familie und mit Geschwistern müssen sie lernen, einander nicht zu unterbrechen, sondern einander zuzuhören. Beim Vorlesen wird das Zuhören auch täglich geübt. Oft müssen sie mittels Fragen das Gehörte auch wiedergeben — nicht bei Romanen, die wir lesen, sondern wenn wir Geschichts- oder Wissenschaftsbücher gemeinsam lesen. Zuhören ist eine wichtige Kompetenz, die sie sich aneignen müssen, um auch im Leben weiterzukommen, sei es in der Berufsschule, in der Universität, mit dem Chef/der Chefin oder mit dem Ehepartner und ihren eigenen Kindern später!
Was für eine Rolle spielt „Zuhören“ in eurem Homeschool-/Familienleben?