Heute ist Tag 10 der 31-tägigen Schreibherausforderung, in der ich 31 Tage lang zu einer Wortanregung über das Thema Homeschooling schreibe.
Die heutige Anregung ist das Wort „Angst“.
So wie auf dem Bild fühlte ich mich, als mein Mann und ich unsere definitive Entscheidung nahmen, Schnüseli aus der Schule zu nehmen und selber zu bilden. Ich hatte das Gefühl als stünde ich vor einem tiefen Abgrund und würde in jedem Moment herunterfallen. Ins Ungewisse. Ins Unbekannte.
Ich bin ja schon viel in der Welt herumgekommen. Mit 16 Jahren zog ich ganz alleine nach Amerika als Austauschschülerin. Mit 25 Jahren noch einmal nach Amerika, dieses Mal zum Arbeiten. Mit 29 Jahren dann ein noch grösserer Schritt ins Ungewisse: ich zog nach Kirgisistan in Zentralasien, um eine Nichtregierungsorganisation für Strassenkinder anzufangen und zu leiten. Das alles ist ja nicht nichts.
Doch noch nie zuvor in meinem Leben hatte ich solch grosse Angst, als vor dem Schritt, mit Homeschooling anzufangen. Dabei kannte ich Homeschooling bereits recht gut. Ich kannte aus meinen vielen Jahren im Ausland viele Familien, die erfolgreich ihre Kinder zu Hause unterrichteten oder unterrichtet hatten. Die hatten tolle Kinder und ich bewunderte diese Familien. Doch ich hatte mir immer gesagt, dass ich das nie könnte! Und jetzt wagte ich es tatsächlich, in ihre Fussstapfen zu treten?!
Wovor hatte ich Angst? Wohl vor allem, dass es die falsche Entscheidung wäre, dass Schnüseli es mir nie verzeihen würde (sie war damals mit ihren sieben Jahren vehement dagegen), dass ich ihre Zukunft versauen würde, dass sie einsam und ohne Freundinnen aufwachsen würde…
Und jetzt? Nach sechs Jahren? Wie steht es mit der Angst?
So wie Schnüselis Stresssymptome, die der Anlass unserer Entscheidung gewesen waren, vollkommen verschwanden (und zwar sofort), schwand auch meine Angst allmählich, aber auch vollkommen.
Ich habe wirklich gar keine Angst mehr. Ich weiss nun mit aller Sicherheit, dass es die richtige Entscheidung war. Ich weiss auch, dass Schnüseli dies nun auch so sieht und uns unendlich dankbar ist, dass wir sie aus der Schule nahmen, obwohl sie das ursprünglich nicht wollte. Ich bin mir jetzt auch ganz sicher, dass wir ihre Zukunft nicht versaut haben, dass sie ihren Weg machen wird, auch ohne Noten. Im Gegenteil, ich bin sogar überzeugt, dass sie jetzt besser vorbereitet ist auf ihre Zukunft, als sie es in der Volksschule gewesen wäre, wo sie womöglich jahrelang unter Stress, dem Leistungsdruck, ihrer Mathephobie und Prüfungsangst gelitten hätte. Und ich weiss jetzt, dass sie nicht einsam wurde, sondern dass sie heute mehr Freundinnen, aus einem grösseren, breiteren Umfeld hat, als damals.
Klar, sind auch Homeschool-Mamis nicht immun von Zweifeln und gewissen Sorgen. Das gehört wohl zum Mami-Sein und wäre sicher ein hilfreicher anderer Blogpost. Aber Angst habe ich wirklich nicht mehr.
Herausforderung: Wenn du vor der Entscheidung stehst, ob du dein Kind oder deine Kinder aus der Schule nehmen möchtest oder nicht und du fürchtest dich vor dem Schritt, nimm dir doch fünf Minuten Zeit und schreibe auf, wovor du dich fürchtest. Überlege dann, ob deine Ängste realistisch sind oder ob du es einfach mal wagen möchtest.