Heute ist Tag 28 der 31-tägigen Schreibherausforderung, in der ich 31 Tage lang zu einer Wortanregung über das Thema Homeschooling schreibe.
Die heutige Wortanregung ist das Wort „Testen“.
„Macht ihr auch Tests?“ werden unsere Kinder immer wieder mal von anderen Kindern gefragt. Die Antwort auf diese Frage ist gar nicht so einfach! Denn nein, eigentlich machen sie keine Tests, wenigstens keine offiziellen, benoteten. Doch vor allem in Mathematik beinhalten ihre Lehrmittel regelmässige Lernzielkontrollen und um für die Cambridge Exams zu üben, machen beide Kinder regelmässige Übungstests in Englisch. Sind Tests also ein notwendiger Teil des Homeschoolings?
Schnüseli nahmen wir vor sechs Jahren aus der Schule, weil sie bereits in der ersten Klasse eine reale Angst vor Tests entwickelt hatte. Es war für uns deshalb klar, dass sie im Homeschooling keinerlei Tests haben würde. Als wir ein Jahr später in Mathematik auf ihr gegenwärtiges, amerikanisches Lehrmittel RightStart wechselten, gab es dann doch ca. drei oder vier Mal pro Jahr einen Mathematik-Test. Ich erklärte ihr, dass dieser Test nur dafür da war, um zu sehen, ob sie das bisher Gemachte auch wirklich begriffen hatte. Es würde keine Note geben und auch sonst sei gar kein Druck da, doch es würde mir zeigen, ob wir weitermachen könnten oder ob etwas wiederholt werden müsse. Diese Tests hat Schnüseli seither ohne jegliche Probleme grossartig gemacht.
Als sie dann etwas älter wurde, sprachen wir zusammen darüber, dass es vielleicht gut für sie wäre, sich langsam etwas an „richtige“ Tests zu gewöhnen und wählten dafür die Cambridge Exams aus, da Englisch ihr stärkstes und beliebtestes Fach war. Diese Englischprüfungen sind eine exzellente Plattform, denn das erreichte Diplom ist ein wunderbares Zeugnis eines sehr guten Niveaus in einer Fremdsprache. Zugleich bestand jedoch kein Druck, denn nichts hing von einem Bestehen oder Nichtbestehen ab.
Schnüseli übte vor ihrem ersten Exam (das KEY for Schools) monatelang fleissig Übungstests und erreichte immer die Höchstnote. Wir hatten aber keine Ahnung, wie es dann beim eigentlichen Exam aussehen würde. Würde ihre alte Prüfungsangst doch wieder auftauchen? Oder konnte sie ruhig bleiben und ihr Können beweisen? Es klappte tatsächlich! Sie wandte gewisse Strategien an — die wir zuvor miteinander besprochen hatten — um sich nach anfänglicher Nervosität wieder zu beruhigen, und schaffte ihr erstes Cambridge Exam mit „Distinction“ (Bestnote)!
Schnüggu tickte von Anfang an anders. Ohne jegliche schlechte Erfahrungen mit Tests liebte er die Herausforderung und fand im „Logisch“ das richtige Mathematik Lehrmittel, das nach jedem Thema eine Lernzielkontrolle anbot. Für mich war es dabei relativ einfach zu kontrollieren, wie gut er das Thema verstanden hatte.
Die Antwort auf die Titelfrage lautet also: „Nein, es braucht keine Tests.“ Und sicherlich braucht es keine Noten, keinen Leistungsdruck und keinen Stress. Doch, manche Kinder mögen die Herausforderungen von Tests und wenn sie ganz locker Lernzielkontrollen machen können, dann ist das sicher nicht schlecht, denn früher oder später werden sie sich (leider) an Prüfungen gewöhnen müssen.
Kinder, die eher Mühe haben, das Gelernte in Tests zu zeigen, könnten irgendwann behutsam herangeführt werden, indem dass man immer wieder sagt, dass der Test nur aussagt, ob wir weitergehen können oder noch etwas wiederholen müssen. Als Homeschool-Eltern merkt man selber sowieso, ob die Kinder bereit sind für eine Lernzielkontrolle oder nicht. Bitte lasst sie keinen Test machen, wenn ihr wisst, dass sie dafür noch nicht bereit sind!
Diesen Fehler habe ich vor kurzem gerade gemacht. Schnüggu wollte eine Übungsprüfung einer Aufnahmeprüfung fürs Langzeitgymnasium machen. Ich liess ihn, einfach um mal zu schauen, wie weit er schon ist und woran er noch arbeiten muss. Doch leider brachten ihn gewisse Aufgaben über Themen, die wir noch nicht behandelt hatten, total aus dem Konzept und stürzten ihn in Verzweiflung. Danach ging rein gar nichts mehr. Jetzt muss ich ihn also zuerst wieder ermutigen und üben wir gezielt die Themen, mit denen er sich noch gar nicht gut auskannte, ehe er wieder so einen Übungstest machen wird! 😉
Frage: Macht ihr Tests bzw. Lernzielkontrollen in eurem Homeschooling? Machen eure Kinder das gerne? Benotet ihr die Resultate dann auch?