Heute ist Tag 29 der 31-tägigen Schreibherausforderung, in der ich 31 Tage lang zu einer Wortanregung über das Thema Homeschooling schreibe. Wir sind auf der Zielgeraden!
Heute möchte ich zum Thema „Üben“ über etwas schreiben, was für mich einen grossen Stellenwert hat und mir ein grosses Anliegen ist.
Immer und immer wieder lese ich in den Medien über gestresste Kinder und Jugendliche. Und immer wieder wird dabei über Eltern hergezogen, die ihre Kinder anscheinend zu viel fördern möchten und sie dabei überfordern. Da lese ich zum Beispiel: „Klavierunterricht, Karate, Fussball und Englisch — unsere Kinder sind mit ihren vielen Hobbies überfordert!“
Ich bin ja einverstanden, dass viele (besondere) Hobbies nicht immer das Beste sind für das Kind, und dass diese (Früh)Förderung hauptsächlich aus einer elterlichen Angst heraus geschieht, dass das Kind etwas verpassen könnte und eines Tages nicht mehr mit den anderen mithalten können wird. So ein Stress und so ein Druck sind natürlich alles andere als gesund für die Entwicklung des Kindes.
Aber die Kehrseite ist doch die: haben Kinder heute überhaupt noch Zeit für Hobbies? Immer wieder höre ich von Musiklehrpersonen und Sporttrainer, dass ihnen die Kinder fehlen, dass vor allem immer weniger Jugendliche in den Musikunterricht oder ins Sporttraining kommen können, weil sie vollständig mit der Schule ausgelastet sind. Auch höre ich immer wieder von Oberstufen- oder GymnasiumschülerInnen, dass sie mit Musik und/oder Sport aufhören müssen, weil sie schlicht keine Zeit mehr dafür haben, ob wegen den Hausaufgaben und/oder der Präsenzzeit in der Schule.
Ich habe als Kind ab ca. 8 Jahren immer ein Musikinstrument gespielt und ging jede Woche 2-3 Mal ins Judo — und das bis ich zur Uni ging! Erst an der Uni habe ich die Musik etwas liegen lassen (und habe es dann erst nach der Uni wieder aufgenommen) und habe weniger Sport gemacht. Ein Musikinstrument und eine Sportart, das war für mich normal und auch absolut machbar, neben dem Gymnasium und neben anderen Hobbies und dem Abmachen mit FreundInnen.
Schnüseli und Schnüggu wollten beide schon früh ein Musikinstrument lernen. Für Schnüggu war mit 3 Jahren schon klar, dass er Geige spielen wollte und fing damit auch knapp vor seinem 4. Geburtstag an. Schnüseli fing dann etwas später in der ersten Klasse mit Klavierunterricht an. Obwohl das Üben nicht immer gleich begeistert geht, spielen beide ihre Instrumente bis heute (also sieben Jahre später) immer noch gerne.
Es war gleich mit dem Sport. Schnüseli hatte im Ausland bereits im zarten Alter von drei Jahren mit Geräteturnen angefangen und wollte in der Schweiz unbedingt weitermachen. Sie fing dann mit sechs Jahren im Turnverein mit Geräteturnen an. Schnüggu spielte vom Kindergarten bis Anfang 5. Klasse immer Fussball und Unihockey. Dann musste er zwischen den beiden wählen, weil vom Training und den Spielen her nicht mehr beides ging.
Ich finde es einfach wunderbar, dass die beiden Musik und Sport machen können. Für Kinder ist das regelmässige Spielen von Musik und Sport eine unglaublich wichtige Abwechslung, die bewiesenermassen auch im Gehirn sehr viel Gutes auslöst. Die Musik ist dafür bekannt, dass sie die rechte und linke Gehirnhälften miteinander verbindet und dass Kinder, die regelmässig Musik spielen, eine bessere Merkfähigkeit und viele andere Vorteile haben. Dass Sport gesund ist, muss ich hier nicht weiter erwähnen. Das wissen alle.
Als Schnüseli mit knapp sieben Jahren ihre ersten Stresssymptome zeigte, überlegten wir uns auch, ob die Kombination Schule mit Musikunterricht, regelmässiges Üben und Sport zu viel war für unser hochsensibles Mädchen. Aber dieser Gedanke blieb nur kurz. Es war sogar genau dieser Gedanke, der uns den letzten Ansporn gab, Schnüseli aus der Schule zu nehmen. Wie konnten wir es zulassen, dass sie die beiden liebsten Tätigkeiten in ihrem Alltag, Sport und Musik, für die Schule aufgeben müsste? Genau die zwei Sachen, die ihr halfen, den ganzen Stress abzubauen? Also wählten wir als Familie für die Hobbies und gegen die Schule. Eine Wahl, die wir nicht bereut haben.
Nun haben die Kinder viel Zeit, ihre Instrumente zu üben (das macht Schnüseli lieber und länger als Schnüggu 😉 ) und beide machen jetzt sogar wieder zwei Sportarten, was sicher absolut nicht möglich (und sicher auch nicht nötig) wäre, wenn sie normal zur Schule gehen würden.
Hiermit plädiere ich also für Musik und Sport für alle Kinder und Jugendliche, die das gerne spielen würden. Ich weiss nicht, was es unserer Gesellschaft kosten wird, wenn immer mehr Kinder und Jugendliche aus lauter Schulstress und Schulpräsenzzeit keine Musik mehr spielen und nicht mehr Sport treiben…
Frage: Spielen eure Kinder ein Musikinstrument? Machen sie auch Sport?
Hey
meine drei Söhne im Homeschooling wollen bis jetzt keine „Hobbies“. Mein Älterster liebt zwar die Musik, spielt aber lieber für sich selbst auf den Instrumenten, welche wir zu Hause haben. Ohne Unterricht. Was für mich manchmal etwas schwierig ist, da ich denke, er würde vom Unterricht profitieren. Doch da übe ich loslassen. Das was für mich eine Chance ist, kann für ihn ein Zwang sein.
Auch sind alle drei sehr aktiv in Bewegung. Doch in einen Verein oder so wollen sie nicht. Sie bewegen sich viel, doch zu Hause und mit mir unterwegs.
Das scheint mir manchmal beinahe etwas ironisch, da sie so gut Zeit hätten ein Hobby zu machen.
Aber auch so geht es 🙂
Liebe Grüsse Eva
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Ja, das ist doch gut, wenn es für alle stimmt!
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Auch unsere Kinder machen Musik (auch Klavier und Geige) und üben jedentag viel. Es ist der Hauptgrund, weshalb wir uns für Homeschooling entschieden haben und wir bereuen es nicht.
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Ja, bei uns war das auch entscheidend. Wir mussten wählen zwischen den Hobbies, die unserer Tochter Energie gaben oder die öffentliche Schule. Beides zusammen ging nicht.
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