Gerade heute las ich in der Migros Zeitung einen Artikel darüber, worauf sich die Kinder beim Schulstart wieder freuen. Was mir dabei auffiel: die meisten der befragten Kinder erlebten die schulfreie Zeit durchaus als positiv. Sie kamen mit ihren Schulaufgaben sehr gut voran und genossen die vermehrte Freizeit. Sie unternahmen allerlei tolle Sachen mit ihren Eltern, von Wanderungen und Velofahrten bis zum Bau von Baumhütten und Brettspiele spielen. Das gab mir zu denken.

Wie haben wir denn diese Coronakrise erlebt? Was würden meine Kinder sagen? Und da sank mein Herz. Jetzt mal ganz ehrlich, bei uns war ganz normaler Alltag. Nein, eben nicht Alltag. Sondern ein todlangweiliger Alltag.
Papa hat einen sog. „notwendigen“ Job, also musste er einfach ganz normal jeden Tag zur Arbeit gehen (wofür wir sehr dankbar sind!). Schulisch ging ja bei uns auch einfach alles wie gewohnt weiter – fast. Halt ohne viel Motivation und ohne Vorfreude auf irgend etwas. Irgend etwas! In den Frühlingsferien arbeitete Papa, und wir hätten eigentlich verschiedene Pläne von der Teilnahme an einer Musicalwoche bis zu Ferien bei den Grosseltern im Kanton Graubünden gehabt. Daraus wurde jetzt natürlich nichts. Was machten wir also den ganzen Tag zu dritt? Mal gingen wir zusammen spazieren, mal Velo fahren, aber zu grossen Wanderungen zu dritt hatte niemand wirklich Lust und Brettspiele machen wir auch nicht so gerne. (Oder, zugegeben, mache ich nicht so gerne, das ist eben mehr Papas Bereich.) Also schliefen die Kinder aus und machten halt das, was sie immer tun, wenn sie keine Schulaufgaben erledigen: lesen, Instrumente üben, gamen, chatten, basteln, zeichnen, malen… und eben, mal joggen, spazieren und Velo fahren, aber das ist ja einfach Alltag.
Eigentlich hätten wir vorgehabt, Ende April/Anfang Mai ins Ausland zu reisen – Schnüseli und ich wären eine Woche zu unserem Hilfsprojekt in Kirgistan gereist und Schnüggu und sein Vater ein paar Tage nach Barcelona. Daraus wurde ja jetzt auch nichts. Endlich also eine Woche, in der wir als Familie etwas hätten unternehmen können! Homeschooling hin oder her. Doch leider spielte gerade in dieser Woche das Wetter nicht mit und konnten wir draussen kaum etwas unternehmen, ausser mal wieder … ja, eine Velofahrt. Was denn sonst?
Und so gingen zwei Monate vorüber und haben wir nichts Besonderes unternommen. Kein Baumhaus (wo auch, wir wohnen in einer Wohnung), keine Wanderungen, kaum mal ein Brettspiel. Kein Umdekorieren (konnten ja auch nicht zum Ikea), kein Ausmisten (doch! Ich habe im Schulzimmer ausgemistet!), keine krassen Werkprojekte (wir haben keine Werkstatt und konnten ja nirgendwo hingehen, um zu werken). Und eben auch keine Exkursionen, die regelmässig zu unserem Homeschool-Alltag gehören. Keine Homeschool-Jumps im Bouncelab. Kein Auge Sezieren im Technorama. Keine Tiefbaukanalführung in Bern. Keine Sport-Trainings. Keine Lektionen an der Schule für Gestaltung. Kein Kurs im Metallzentrum. Und jetzt noch ein abgesagtes erstes Oberstufen Homeschool-Lager.
Uns ist also nach wie vor todlangweilig. Wir sind froh, wenn wir dann endlich wieder unser normales soziales Selbst sein und, wie immer, tolle Sachen zusammen unternehmen können, gemeinsam Spannendes erleben und Erinnerungen schaffen werden. Darauf freuen wir uns. Und ihr? Was habt ihr so erlebt in den letzten zwei Monaten? Oder ist es euch in etwa auch so wie uns ergangen?