Zehn Monate.
Das ist die Zeit, die ich noch habe, bis ich mich offiziell vom Homeschooling meiner Tochter verabschieden muss.

Als wir mit Homeschooling anfingen – Schnüseli war damals in der 2. Klasse – nahm ich ein Jahr nach dem anderen. Ich dachte nicht im Geringsten daran, ob ich einmal in der Oberstufe Homeschooling machen würde und ob ich das überhaupt können würde. Ich sorgte mich noch nicht um Lehrstellen und Aufnahmeprüfungen und andere Anschlusslösungen nach der Oberstufe. Ich fand einfach Jahr für Jahr heraus, was für uns am besten funktionierte, und hielt mich daran, so gut ich konnte.
Und jetzt ist es der Anfang vom Ende. Noch zehn Monate in der Volksschule. Und danach fängt der Countdown von vorne an, wenn mein Sohn mit der 9. Klasse beginnt.
Es sieht danach aus, dass dies eine Zeit des Loslassens ist, aber auch des Rückblicks und des Feierns. Wir haben viel erlebt zusammen von der 2. bis zur 9. Klasse. Wir sind beide gewachsen, haben uns entwickelt, und ich bin dankbar sagen zu können, dass unsere Beziehung immer noch wunderbar ist.
Wir haben mit Schnüseli darüber gesprochen, wie sie ihr letztes Homeschooling Jahr gestalten möchte, damit es ein schönes Jahr wird, an das sie sich gerne zurück erinnert. Wir haben darüber geredet, was für Ziele sie hat und was sie unbedingt noch machen, sehen und erreichen möchte in diesem Jahr. Natürlich haben wir auch schon viel darüber gesprochen, wie es für sie im August 2022 weitergehen soll, wo sie sich in einem Jahr sieht. Auch werden wir noch darüber reden, wie sie den eigentlichen Homeschool-Abschluss (die „Graduation“) gestalten möchte.
Über all die Jahre aktualisierte ich immer wieder eine lange Liste an Exkursionen, die ich mir vorstellen konnte mit den Kindern zu machen. Diese Liste wurde leider in den vergangenen 1 1/2 Jahren nicht viel kürzer. Ich zeigte sie in den Sommerferien Schnüseli und fragte sie, welche Exkursionen sie unbedingt noch machen möchte. Sie wählte 30. Das wäre jede Woche eine Exkursion…
Die Versuchung ist gross, im letzten Homeschooling Jahr zu viel zu machen. Als Homeschooling Eltern haben wir vielleicht ein überwältigendes Bedürfnis, unseren Kinder noch alles mögliche beizubringen, zu zeigen und zu unterrichten, ehe sie das „Homeschooling Nest“ verlassen. Das Resultat kann sein, dass wir versuchen, ein ganzes Leben voll Lernen in ein einzelnes Schuljahr zu stopfen. Doch wir müssen darauf vertrauen, dass wenn wir ihnen in all den Jahren eine Liebe fürs Lernen mitgegeben haben, sie auch nach dem Homeschooling weiterhin gerne und freiwillig lesen, studieren, erforschen und lernen, auch noch Jahre später.
Ich möchte also versuchen, Prioritäten zu setzen und nicht zu viel zu planen. Für uns bedeutet das ganz sicher auch eine längere Reise in den Vereinigten Staaten, sobald dies wieder möglich ist. Auch werden wir ihren Abschluss der Volksschule und des Homeschoolings im Juli (und natürlich auch ihre Anschlusslösung) gebührend feiern, denn es ist tatsächlich eine grossartige Leistung von allen Beteiligten, dass wir es bis hierhin geschafft haben. Aber darüber später mehr!