Seit meinem ersten Blogpost zum Thema Berufswahl als Homeschooler ist schon fast ein Jahr vergangen. Natürlich hat sich viel getan in diesem Jahr.

Mittlerweile ist Schnüseli in der 9. Klasse – in ihrem letzten Homeschool Jahr. Da es für sie aber ganz klar ist, dass sie ein 10. Schuljahr an der Schule für Gestaltung machen möchte, ist sie im ganzen Berufswahlprozess noch nicht ganz so weit wie Gleichaltrige. Mehr und mehr hören wir von anderen (Homeschool-)Jugendlichen in der 9. Klasse, dass sie die Zusage für eine Lehrstelle bekommen haben. Wir freuen uns sehr für sie!
Aber auch für Schnüseli wird das Ganze langsam konkreter, was sie auch dementsprechend stresst. Der Druck steigt, und das ist nicht immer ganz einfach. Für keine/n der Jugendlichen in der 9. Klasse ist es übrigens einfach – das sehen wir auch an Schnüselis Freund/innen in der Volksschule, die alle ziemlich gestresst sind wegen der frühen Berufswahl mit bereits 14 Jahren!
Schnüseli nahm vor kurzem an einem infoabend über den Beruf Polydesign 3D teil und machte dann auch den Polydesign 3D Eignungstest. Dieser Test dauerte einen ganzen Tag lang und beinhaltete Zeichnen (inkl. Perspektivenzeichnen), Gestalten und Fachrechnen. Schnüseli schaffte das Ganze mit Bravour, obwohl sie vom Rechnen und vom Perspektivenzeichnen (mit einem 1:25 Massstab) schon ziemlich ins Schwitzen kam.
Leider hat es für beide Wunschberufe Polydesign 3D und GrafikerIn für einen Lehrstart im Jahr 2022 im ganzen Kanton Bern gerade mal eine Lehrstelle, d.h. eine Lehrstelle als PolydesignerIn und gar keine als GrafikerIn! Da hat sie sich zwei sehr schwierige Berufe ausgewählt von der Ausbildungsmöglichkeit her!
Schnüseli interessiert sich auch für die Grafikfachiklasse an der Schule für Gestaltung Biel, doch diese ist mit der Berufsmatura gekoppelt. Auch schwierig, finde ich, denn nicht alle GrafikerInnen schaffen das, zum Beispiel gerade in Mathematik, auch wenn sie super kreative und gute GrafikerInnen wären. Wir haben uns dann überlegt, dass wenn sie sich im 10. Schuljahr für die Grafikfachklasse bewerben, die BMI Aufnahmeprüfung machen und es nicht schaffen würde, dann hätte sie gegen Ende des 10. Schuljahres nichts – auch keine Lehrstelle, da bis dann die Lehrstellen in ihren Wunschberufen bereits vergeben sind. Das ist nicht so eine tolle Voraussicht. Aus diesem Grund hat Schnüseli entschieden, bereits jetzt im 9. Schuljahr die BMI Aufnahmeprüfung zu machen, die zwei Jahre gültig ist. So weiss sie bereits im April 2022, ob die Berufsmatura eine Option für sie wäre oder nicht.
Jetzt kommt dann aber zuerst mal die Aufnahmeprüfung für den Vorkurs – Kunst und Design im Oktober. Danach sollte sie noch mehr schnuppern gehen, damit sie sich schlussendlich für einen der beiden Berufe entscheiden kann und einen definitiven dritten Beruf auswählen kann, da wie gesagt für beide Wunschberufe die Ausbildungsmöglichkeiten äussert mager sind.
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Schnüggu ist zwar erst 13, aber bereits in der 8. Klasse. Wir hatten eigentlich immer damit gerechnet, dass er ein 10. Schuljahr machen müsse, haben jedoch vor kurzem herausgefunden, dass er tatsächlich mit einer Sonderbewilligung bereits mit 14 Jahren eine Lehre anfangen dürfe (er würde bloss zwei Wochen nach Lehranfang 15 Jahre alt werden). Die Wahl – ob ein 10. Schuljahr oder Lehranfang – haben wir nun Schnüggu frei übergeben. Auf jeden Fall hat er sich riesig über seinen 13. Geburtstag gefreut, da er nun offiziell auch schnuppern gehen darf. Auch er hat schon konkrete Berufswünsche und möchte am liebsten in Richtung Informatik (Plattformentwicklung) gehen, um sich später auf Cybersecurity zu spezialisieren.
Jetzt ist für ihn im 8. Schuljahr zuerst einmal schnuppern angesagt und dann eventuell Ende des Schuljahres ein Multicheck-Test, der doch in diesem Berufsbereich praktisch immer verlangt wird.
Es ist eine spannende, aber auch nicht ganz einfache Zeit am Ende unserer Homeschooling-Reise. Ich staune, wie unterschiedlich die beiden mit dem ganzen Prozess umgehen. Während Schnüseii am liebsten noch ein paar Jahre im Homeschooling bleiben würde, kann Schnüggu es kaum abwarten, in die Berufswelt einzusteigen. ich bin gespannt, was die nächsten Monate bringen werden.