Heute konnte ich einer 5.-Klässerlin zum zweiten Mal Nachhilfeunterricht in Mathematik geben. Am Dienstag war ich zum ersten Mal bei ihr und gestern schrieb mir ihre Mutter, ob ich heute noch einmal kommen könne, es habe ihrer Tochter sehr gefallen, und sie möchte gleich nochmals! 😉
Also haben wir uns heute wieder 1 1/2 Stunden an den Brüchen gemacht. Ich hatte allerlei Material von RightStart, den Lehrmittelperlen und dem Zürcher Lehrmittel mitgebracht und war mit etlichen Bruch-Spielen vorbereitet. Denn Mathematik muss nicht langweilig und schwierig sein, sondern kann auch Spass machen!
Doch zwei Sachen sind mir aufgefallen, während wir im Schweizer Zahlenbuch arbeiteten:
- Ich versteh einfach nicht, was das Zahlenbuch eigentlich von den Kindern möchte? Macht es Spass, die Kinder zu schikanieren? Oder ist das Konzept eigentlich nur für hochbegabte MathematikerInnen gedacht? Wenn ein 5.-Klässler noch kaum mit Brüchen gearbeitet hat, warum muss er/sie gleich von Anfang an Brüche kürzen und erweitern? Warum muss er/sie in einem Kreismodell Brüche wie 7/15 einzeichnen? Oder bitte sagt mir mal, warum es einen Bruch von 4/7 in einem Kreismodell oder 2/3 in einem Hunderterfeld einzeichnen muss? Da ist die Verwirrung ja vorprogrammiert! Ja, vielleicht gibt es Kinder, für die das von Anfang an kein Problem ist, aber wie steht es denn mit 2/3 der Kinder, die mit diesem Aufbau (wenn man überhaupt von einem Aufbau reden kann) Mühe haben?
- Bei den Kreismodellen arbeiteten wir mit so einer Art durchsichtigen „Uhr“, die ich in dieser Art auch noch nie gesehen hatte. Meine Schülerin hatte auch in der Schule noch nie mit diesem Hilfsmittel gearbeitet, obwohl sie es im Schulmaterial bekommen hatte und einige Aufgaben nicht ohne diese Uhr hätte lösen können (wie kommt man sonst auf einen Bruchteil von 7/15?). Der Lehrer hatte in der Klasse nie erklärt, wie man mit dieser Uhr arbeitet, um die Bruchteile im Kreismodell zu erkennen bzw. auszurechnen (z.B. von 28/60 zu 7/15).
Ich weiss ja, dass im Lehrplan 21 vorgesehen ist, dass die Schüler und Schülerinnen das meiste selber herausfinden, aber, entschuldigung, wie soll denn das gehen? Ich meine, was, wenn wir dieses „selber Herausfinden“ auf unsere erwachsene Welt kopieren? Soll ich auch selber herausfinden, wie ich Autofahren soll? Oder soll ich einfach mal so herausfinden, wie ich eine Klasse von 25 Kindern unterrichten soll? Oder wie ich eine Stromleitung reparieren soll? Werden wir nicht immer und immer wieder instruiert, damit wir wissen wie’s geht? Warum bekommen denn die Kinder jetzt kaum mehr richtige Instruktion und müssen es selber herausfinden? Was für ein Schwachsinn ist das denn?
Na ja, auf jeden Fall machte „meine“ Schülerin es prima, als sie die Methode einmal erklärt bekam, und ich hoffe, sie fühlt sich jetzt schon etwas sicherer für die bevorstehende Bruchprüfung. (Ach ja, noch so ein schwachsinniges Thema: Mathematik auf Zeit. Darüber könnte ich glatt noch einen ganzen Blogpost schreiben!)
Hey
mit welchen Lehrmitteln arbeitest du in Deutsch und Mathe? Ich hab auch das Zahlenbuch für meinen 1. Klässler und bin nicht immer überzeugt.
Gruss Eva
LikeLike
Wir arbeiten hauptsächlich in Deutsch mit Sprachland (https://swisshomeschoolfamily.org/2018/06/25/sprachland-ein-relativ-neues-lehrmittel-fuer-deutsch/) und in Mathematik mit Logisch (https://swisshomeschoolfamily.org/2019/02/10/logisch-das-st-galler-mathematiklehrmittel/), wobei wir nächstes Jahr wohl nicht mehr mit Logisch weitermachen werden. Es hat uns in diesem Schuljahr (5. Klasse) nicht mehr so überzeugt.
LikeLike
Ja das Zahlenbuch. In der 4. Klasse war da schon ein Chaos vorprogrammiert. Meine Tochter mochte gerne das Zahlenbuch, doch in der 4. mussten wir zuerst mit einem anderen Lehrmittel (Lehrmittelperlen) anfangen, da das Zahlenbuch nicht logisch aufgebaut war, und so die Mathematik einem Kind zum Verleiden macht. Schade! Hoffe das dein Nachilfler mit dir den Durchblick und die Liebe zu den Zahlen behalten kann. LG Chantal
LikeLike
Danke, das hoffe ich auch sehr!
LikeLike